An eine Erinnerung

Ursula Herber, «An eine Erinnerung», 1991. Einfarbige Radierung auf Bütten. Format 45,5 x 63 cm. Auf einer Handpresse gedruckt von der Künstlerin. Einmalige, limitierte Auflage der «Edition Heads | HSB», 1992, in 82 von der Künstlerin signierten (vorne, unten rechts) und nummerierten Exemplaren.

An eine Erinnerung

Ursula Herber / 1992

cahiers.ch

Ursula Herber wurde 1955 geboren. Nach der Kunstgewerbeschule Zürich (heute Schule für Gestaltung) führten sie Reisen in verschiedene Länder, u.a. nach Mexiko, Indien, Italien und Irland. Besonders angezogen wurde sie von versunkenen Hochkulturen. So befasste sie sich in Irland mit dem keltischen Erbe, in Italien mit den Überresten der Etrusker und der griechisch-römischen Kultur.

Seit 1980 zeigt sie ihre Werke in Gruppen- und Einzelausstellungen in der Schweiz und in Deutschland. Sie wurde bekannt als Schöpferin eigenwilliger Skulpturen aus Papier, in denen sie den Gebrauchswerkstoff – meist gepresste EDV-Endlospapiere – in völlig verfremdeter Form für Dreidimensionales einsetzt.

In jüngster Zeit hat es Ursula Herber ein anderer Gebrauchswerkstoff angetan: mit Dispersionspulver vergüteter Feinmörtel, wie ihn Bauleute verwenden. Fachgerecht mischt sie ihn an, durchsetzt ihn mit Farbpigmenten und giesst ihn in Formen, wo er erstarrt. Das Ergebnis sind wie zufällig wirkende, scheinbar organisch gewachsene, archaisch anmutende, schwere, betonharte Gebilde, die jedoch nichts anderes darstellen wollen als sich selbst. Die in-sich-geschlossenen Formen sind so perfekt gestaltet, dass sie eigene, unzugängliche Inhalte zu transportieren scheinen. Sie erinnern an ins Riesenhafte vergrösserte einzellige Lebewesen oder an Kultur-Fundstücke einer uns fernen, aber vertraut erscheinenden Welt. In Wahrheit sind es erdachte, raffiniert durchkonstruierte Objekte, die den Betrachter überzeugend «an etwas erinnern, das es möglicherweise gar nicht gibt», wie es die Künstlerin selbst umschreibt.

Ein solches Betongebilde hat Ursula Herber eigens von Grund auf als Vorlage ihrer Radierung für die Edition Heads | HSB entwickelt, in eine Silikonform gegossen, dann die Form und die subtilen Oberflächeneindrücke des entstandenen Objekts in aufwendiger Ätz- und Kaltnadel-Technik auf die Kupferdruckplatte übertragen. Erinnerung an eine Erinnerung…