Headwaters

Jean Odermatt, «Headwaters», 2002. Stahlblech, 0.15 x 66,5 x 100 cm, 8 Bildplatten 12,5 x 18,1 cm hinter Acryl 0,2 cm, 8 Textplatten 12,5 x 18,1 cm hinter Acryl 0,2 cm, 1 Bildplatte 37,5 x 58,7 cm hinter Acryl 0,2 cm, signiert (hinten) und nummeriert, Mitte. Katalog Jean Odermatt, «Das Gotthardprojekt», Altdorf 1999.  Einmalige, auf 81 Exemplare und 4 Epreuves d’Artiste, limitierte Auflage der «Edition Heads» 2002.

Headwaters

Jean Odermatt / 2002/03

jeanodermatt.com

Hoch oben, zwischen 2000 und 3000 Metern Höhe, im Gestein des Gotthardmassivs, teilen sich die Wasser. In vier Himmelsrichtungen fliessen sie. Nach Osten hin, bevor die weiten Kehren kommen, bewegen sich die Wasser des Rheins. Westwärts nimmt die Rhone ihren Lauf. Die Reuss gräbt ihre Bahn nach Norden. Der Fluss zum Süden wird zum Ticino. Der Gotthard bleibt zentraler Fixpunkt, ein Scheideweg auch, ein Territorium für Ahnungen, Spuren, Fährten; und für jede Art der Wahrnehmung.

 

Jean Odermatt über Headwaters

«Wasser ist ein abstraktes und gleichzeitig ein konkretes Medium. Man muss es verorten. Doch die Welt ist allenorten schon erfahren und vermessen, es gibt nichts mehr zu entdecken. Es sei denn, man geht zurück an die Quellen, man geht in die Tiefe, in Bereiche auch der Alchemie.

Bei «Headwaters» sind die Ebenen durchlässig: das einfache, flache, fast zufällige Bild- und Textmaterial der Tafel und der Acrylglasplatten bildet den Einstieg. Zwei Millimeter nur beträgt die Tiefe zwischen der glatten Oberfläche und dem Dahinterliegenden. Doch der Betrachter muss real zum Begeher werden und wird dann selbst zum Teil des Werkes. Er geht durch das Bild, sieht vor Ort die fotografierte Natur, erlebt sie anders und beginnt eine Reise in die Innenwelt. Seine eigene   und in die des Gotthardgesteins…

Und das, was als Zeichen bleibt, die Stahltafel, das Acryl, das Papier: es verändert sich. In seinem Bedeutungsinhalt und in seiner Form. Rost wird sich ansetzen, die Fotos können verbleichen, das Acryl vielleicht gelblich werden… Und gleichzeitig wird viel Wasser vom Gotthard fliessen. In alle Himmelsrichtungen.»

 

Das Projekt Headwaters

«Headwaters» von Jean Odermatt ist eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema Wasser und Gotthard. Es erstreckte sich über einen zeitlichen Prozess zwischen Januar und September 2002 und läuft auf anderen Ebenen weiter, wie das Wasser vom Gotthard…

1 Stahlplatte, 665 x 1000 mm, Siebdruck mit arabischen Ziffern und deren Zahlworten von 1 bis 9 sowie Markierungen

8 Acrylglasscheiben mit Ectachrom-Fotos «Wasserwege», je 181 x 125 x 2 mm

8 Acrylglasscheiben weiss mit schwarzen Texten, je 181 x 125 x 2 mm

1  Acrylglasscheibe mit Ectachrom-Foto «Begehung», 587 x 375 x 2 mm

1 Katalog Jean Odermatt, «Das Gotthardprojekt», Altdorf 1999

Auflage

81 Exemplare, nummeriert und handsigniert

5 Épreuves d’Artiste

Szenografie auf dem Gotthard mit den Empfängern der Foto/Bild-Assemblage

 

Zeitliche Abfolge

Ab Ende Januar 2002

Übergabe 1 Stahlplatte und 4 Acrylglasscheiben:

2 Acrylglasscheiben (Igin / 1)

2 Acrylglasscheiben (Andras / 2)

1 Katalog Jean Odermatt «Das Gotthardprojekt», Altdorf 1999          

Mai 2002                                

Versand von 2 Acrylglasscheiben (Ormis / 3)

Versand von 2 Acrylglasscheiben (Arbas / 4)

Juli 2002                                

Versand von 2 Acrylglasscheiben (Quimas / 5)

Versand von 2 Acrylglasscheiben (Caltis / 6)

7. September 2002

Szenografische Begehung mit Jean Odermatt

im Gotthard-Quellgebiet mit den Empfängern der Foto/Bild-Assemblage

Mitte September 2002 

Versand von 2 Acrylglasscheiben (Zenis / 7)

Versand von 2 Acrylglasscheiben (Temenias / 8)

Anfang Oktober 2002              

Versand von 1 Acrylglasscheibe «Begehung 7. September 2002»

1 Begleitbooklet «Heads Edition 2002»

 

Der Gotthard und Jean Odermatt

Seit mehr als zwanzig Jahren ist der Gotthard für Jean Odermatt ein Territorium seines Lebens, Denkens und Schaffens. Fotoserien von verschiedenen Standorten erbrachten über die Jahre nahezu eine viertel Million Bilder.

Bücher mit Druckgrafiken, Texten und Gedichten entstanden. Eine Bibliothek wächst, rankt sich daraus und darum herum.

Seit 1990 entstehen unter dem Begriff «Szenografie» Inszenierungen im Gelände: Szenen, Musik, Feuerwerk – ein Spiel mit den Elementen und den Gegebenheiten des Territoriums.

Eine weitere Ebene ist die 1994 begonnene «La Prima Linea». Eine 130 km direkte Verbindung zwischen dem Gotthard-Hospiz und dem Mailänder Dom. Mit «La Prima Linea» werden dereinst 130 Bleiplatten im Abstand von 1 Kilometer  in den Boden versenkt sein. Gleichzeitig werden 130 Bohrkerne von den jeweiligen Stellen entnommen sein.

«La Claustra» ist ein viertes Gotthard-Projekt von Jean Odermatt. Ein Teil der ehemaligen Gotthard-Festungen der Schweizer Armee wird hier zu einem Zentrum für Wissenschaft, Kunst, Erfahrung und Begegnung. Seit Frühling 2002 ist «La Claustra» benutzbar und wächst weiter. Unterirdisch, felsumgeben, eine steinerne Gebärmutter…