Zeitreise

Ina Barfuss, «Zeitreise», 1998. Holzschnitt auf einzeln von Hand gouachiertem Bütten. Format 59 x 42 cm, signiert (vorne, unten rechts) und nummeriert. Der Holzdruck ist bei der Tabor Presse Berlin ent­standen. Auf 81 Exemplare und 5 Epreuves d’Artiste limitierte Auflage der «Edition Heads | HSB» 1998.

Zeitreise

Ina Barfuss / 1998

Ina Barfuss kam 1949 im norddeutschen Lüneburg zur Welt. Sie lebt und arbeitet heute in der Nähe von Berlin, in Bölzke (Brandenburg). Aufgewachsen in Bremen, studierte sie nach dem Abitur an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Seit 1974 ist sie als freischaffende Künstlerin tätig und konnte ihre Werke schon in verschiedenen Galerien und Ausstellungen zeigen, darunter in Berlin, Dortmund, Hamburg, Köln, London, Mailand, München, New York, Paris, St. Petersburg, Sao Paolo, Tokio, Wien, Zürich.

In ihren Bildern verwendet Ina Barfuss ein eigenwilliges Repertoire von bestimmten Figuren – Chiffren – die in Variationen wiederkehren. Sie geben einem menschlichen Grundbedürfnis Ausdruck und zugleich auch dessen Zwiespaltigkeit: Nähe – Distanz, Wünsche – Ängste, Kraft – Schwäche, Fröhlichkeit – Schmerz.

Ein Bild von Ina Barfuss widerspiegelt einen komplexen, sowohl emotionalen wie rationalen Prozess, dem die Künstlerin während der Bildgestaltung ausgesetzt war. Es geht ihr also nicht darum, ein Bildsujet zu finden, um damit ein zuvor festgelegtes Thema zu illustrieren. Vielmehr setzt sie Farben und Linien zunächst spontan ins Bild, um einen Ausgangspunkt zu finden, von dem aus sich die Darstellung prozesshaft weiterentwickeln kann. Diese Erweiterungen führen meist zu einer barfussschen Figur und einer dazu passenden Szenerie, wobei deren Geschichte allerdings so vielschichtig bleibt, dass sich für die Betrachter alles andere als eine eindeutige Bilderzählung ableiten lässt.

«Die Betrachter meiner Bilder sind gefordert», sagt Ina Barfuss dazu, «das Bild in ihrem Kopf fertigzustellen». Dabei sollen sie ihre eigenen Geschichten einbringen, ihre Assoziationen, ihre Gefühle. «So werden die Betrachter praktisch zum Medium», dem das Bild die Auslöser liefert.

Der Holzschnitt «Zeitreise» hat mit jedem einzelnen Bogen der Gesamtauflage einen in Farbe und Helligkeit anderen Hintergrund. Vor dem Druck wurde nämlich jeder Bogen des Büttenpapiers von Ina Barfuss in Gouachetechnik entsprechend bearbeitet. Dadurch ist nicht nur jedes Bild zum Unikat geworden, sondern die scheinbar gleiche Barfuss-Figur variiert unerwartet unterschiedlich auf dem wechselnden Hintergrund.

Die Figur der «Zeitreise» ist übrigens mit einem starken Energiefeld für die Reise ins Ungewisse gewappnet, das Denken wird zum Fühlen – und umgekehrt. Wohin steuert das Schiff?